BOCK AUF HANDBALL?
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Nachdem man zur Saisonhälfte noch von Tabellenplatz eins gegrüßt hatte, verlief die Rückrunde für die Tanne-Damen – positiv formuliert – durchwachsen. Dennoch bot sich am letzten Spieltag noch die Chance, mit einem Sieg einen Treppchenplatz in der Kreisliga zu erreichen. Verhindern wollten dies im kleinen Zwönitztalderby die Damen der zweiten Vertretung des Zwönitzer HSV, die bei einem eigenen Erfolg selbst noch hätten nach oben schielen können.
Zwar gingen die Hausherinnen mit 1:0 in Führung, doch mit der Überzeugung, die Saison unbedingt positiv beschließen zu wollen, fanden die Tanne-Damen gut ins Spiel. Vor allem die Abwehr war schnell im „Derby-Modus“ und konnte sich bereits in der Anfangsphase einige Ballgewinne erarbeiten, die im Tempospiel mit sehenswerten Treffern gekrönt wurden. So zwang man die Heim-Sieben bereits nach gut fünf Minuten zur ersten Auszeit (1:3). Die Thalheimerinnen ließen sich davon nicht beeindrucken, verteidigten weiterhin konsequent und gestatteten den Zwönitzerinnen kaum freie Wurfgelegenheiten. Eigene Treffer der Tanne-Damen fielen jedoch auch nahezu ausschließlich im Tempospiel. Doch die Schwächen im eigenen Positionsangriff wurden in der sehr ballorientiert agierenden Definsive wettgemacht – so wurden die Hausherinnen in dieser Phase durch die konsequente Verteidigungsarbeit zu einer Reihe technischer Fehler gezwungen. Nach 20 Minuten führte ein sehenswerter Rückraumtreffer zur ersten Viertore-Führung (5:9). In den letzten Minuten des ersten Spielabschnitts verloren die Thalheimerinnen jedoch ein wenig ihre konzentrierte Linie, gaben im eigenen Angriff zu schnell die Bälle ab und fanden in der Abwehr zu spät die notwendige Ordnung, um die Angriffe der Gastgeberinnen in der 1. und 2. Welle zu stoppen. So waren diese bis zur Halbzeitsirene wieder bis auf 10:11 herangekommen.
Das Trainerteam beschwor in der Halbzeitpause den Thalheimer Kampfgeist. So war man sich doch – zumindest augenzwinkernd – bewusst, dass nach den vielzitierten „Mechanismen des Sportgeschäfts“ eine erneute Niederlage zu einer unruhigen Sommerpause geführt hätte. Dennoch begann der zweite Spielabschnitt denkbar ungünstig. Thalheim war nach einer frühen Zeitstrafe in Unterzahl und die Halle, die in Erwartung des Sachsenliga-Männerspiels bereits sehr gut gefüllt war, erwachte. Doch die Tanne-Damen wussten den aufkeimenden Klatschpappen-Krach schnell zum Schweigen zu bringen. Zwei Ballgewinne in der Abwehr samt genauso sehenswert wie erfolgreich abgeschlossenen Gegenstößen beruhigten Halle und Trainernerven (10:13, 33. Minute). Das Spiel kippte nun deutlich in Richtung der Gäste – kurze Wege für den Spezialistenwechsel und der entsprechende Einsatz eines ausgeruhten Abwehrasses gegen die torgefährlichste Werferin der Heim-Sieben ließen den Angriff der HSV-Damen nahezu zum Erliegen kommen. Die ganze Mannschaft hatte sichtlich Spaß am Verteidigen – Fans von Sportfreund Roggisch hätten ihre helle Freude am Gezeigten gehabt. Zudem wurden die sich dennoch bietenden Wurfchancen immer wieder von der glänzend aufgelegten Tanne-Keeperin zunichte gemacht. Da die Thalheimerinnen in Hälfte zwei nicht nur im Tempospiel sondern auch immer wieder im Positionsangriff erfolgreich waren, wurde der Vorsprung kontinuierlich ausgebaut und betrug Mitte des Spielabschnitts bereits acht Treffer (12:20, 44. Minute). Die HSV-Damen steckten dennoch nicht auf und konnten angeführt durch ihre erfahrenen Akteurinnen den Vorsprung nochmal ein wenig verkürzen (16:21, 49. Minute). Doch bevor man das Gefühl bekommen konnte, dass das Spiel doch noch einmal kippen könnte, stoppten starke Torhüterparaden (4 von 5 Siebenmeter abgewehrt) und sehenswerte Gegenstoßtreffer den kleinen Lauf der Zwönitzerinnen. Die Trainernerven waren endgültig beruhigt, der Vorsprung wurde bis zur Schlusssirene noch deutlich ausgebaut und schlussendlich konnte die Mannschaft zusammen mit der kleinen Fanschar einen hochverdienten 19:27 Auswärtssieg bejubeln.
Nach Spielende schaute man zu Recht in viele glückliche Augen. Nachdem man in der Rückrunde nicht ganz an die hervorragenden Leistungen der ersten Saisonhälfte anknüpfen konnte, boten zum Abschluss alle Spielerinnen nochmal tolle Leistungen – sei es als Teil des überragenden Abwehrverbundes, als Torhüterin hinter eben diesem oder als eiskalte Verwerterin der gemeinsam erarbeiteten Ballgewinne.
Besondere Erwähnung sollen an dieser Stelle auch noch die beiden Unparteiischen finden – die beiden Sportfreunde vom SV Schneeberg sprangen wiedereinmal kurzfristig ein und leiteten die fair geführte Partie gewohnt unaufgeregt und souverän.
Falls der Autor dieser Zeilen den Dreiervergleich mit den punktgleichen Mannschaften der SG Raschau-Beierfeld und vom HC Glauchau/Meerane richtig berechnet hat, schließen die Tanne-Damen die Saison hinter dem verdienten Kreismeister HC Annaberg-Buchholz und der SG Raschau/Beierfeld auf Tabellenplatz drei ab. Vor allem die sonnigen Herbsttage und das Frühlingserwachen im Mai ließen die Tannen grünen – die schwächere Phase in den tristen Wintermonaten verhinderten ein noch besseres Abschneiden. Dennoch überwiegt aus Trainersicht der Stolz auf die starken Leistungen im Laufe der Saison und das schöne Gefühl, mit dem abschließenden Punktspielauftritt rundum zufrieden sein zu können.
Ganz vorbei ist die Saison trotzdem noch nicht – im Kreispokalfinale treffen die Tanne-Damen am 03.06.2023 auf Klassenprimus HC Annaberg-Buchholz. Frei nach dem Motto „gewinnen ist schöner als verlieren“ soll dem Kreismeister das Double vermiest und der Kreispokal mit ins Zwönitztal gebracht werden.
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